Außer Spesen nix gewesen

Für den BvB gibt’s auch zum dritten Mal innerhalb eines Jahres auf dem Berg nix zu holen

Borussias Heimspiel am 14.12.2003 war ein besonderes. Ein Endspiel im wahrsten Sinne des Wortes, nämlich das letzte im Jahr, dazu ein Sonntagsspiel. Uns erwartete Flutlichtatmosphäre, wie man sie auf dem Gladbacher Bökelberg wohl nur noch selten erleben wird. Nicht zuletzt versprach der Gegner, die Namenscousine aus Dortmund, außerordentliche Brisanz – und Punkte. Schließlich hatten die Schwarz-gelben 2003 in Gladbach bisher nicht viel zu lachen. Zweimal angetreten, zweimal verloren. Würde das dritte Duell ähnlich erfolgreich verlaufen?

Diese Frage stellten sich auch die ca. 20 Aasee-Mönche aus Münster, die am Mittag den eigens angemieteten Bus nach Mönchengladbach bestiegen. Die Stimmung war wie immer bereits bei der Abfahrt bestens, was diesmal maßgeblich am spendierfreudigen Geburtstags“kind“ Birgit gelegen haben dürfte. Aus gegebenem Anlass ließ die Dame imposante vier Kisten edlen Gerstensafts springen und erntete dafür neben ehrlicher Dankbarkeit ein spontanes Ständchen sowie diverse Geschenke.

Ohne besondere Zwischenfälle erreichte die Bande Eicken und fand sogar noch Zeit, in der Fan-Kneipe das ein oder andere Bierchen zu kippen oder sich zu verköstigen, bevor es ab ins rappelvolle Stadion ging. Ausverkaufter Berg, leichter Nieselregen und Flutlicht – Geil. Gute Stimmung und auf der Gegenseite genügend mitgereiste Gästefans, die tapfer dagegenhielten. Trotz des tiefen Bodens entwickelte sich vom Anpfiff weg ein rassiges Spielchen. Die Hausherren versuchten, von Beginn an Druck zu machen und die zwar ersatzgeschwächten, aber immer noch hochkarätig besetzten Dortmunder Millionarios in Schach zu halten. Das sah gut aus und führte sogar recht bald auch zum Erfolg: Glänzende Vorarbeit inklusive Tunnel durch Korzynietz über rechts, Flanke nach innen in den Rücken der Abwehr, Demos Schuss. Tor! Freuen konnte sich das heimische Publikum allerdings nur äußerst kurz, denn der BvB nutzte die vorübergehende Ungeordnetheit der Gladbacher Hintermannschaft gleich nach Wiederanpfiff eiskalt aus. So durfte Odonkor über rechts unbedrängt flanken und Koller am langen Pfosten freistehend einnicken. Also ging alles wieder von vorne los, als sei nichts passiert. Gladbach zeigte sich weiterhin feldüberlegen und arbeitete sich einige Chancen heraus. Dennoch blieb es zur Pause beim Unentschieden.

In der zweiten Hälfte bot sich weitgehend das gleiche Bild, nur waren die Gäste nun durch Konter brandgefährlich. Nach einer zum Glück stümperhaft vergebenen Chance des tschechischen Schnitzels rettete Stiel gleich zweimal glänzend in höchster Not gegen Gambino. Wiedereinmal sollte sich dieser beeindruckend starke Gladbacher Rückhalt als Garantie für den Erfolg erweisen. Denn alle Rudelbildung der Schwarz-gelben nützte nichts: Nach einem Ausflug des Gästekeepers Weidenfeller aus seinem Tor und einem eigentlich astreinen Tackling an van Hout entschied Schiri Steinborn bei einer seiner zahlreichen Fehlentscheidungen (Kickernote 5) in der 83. auf Freistoß für die Hausherren. Wiederum übernahm Korzynietz die Hereingabe. Diesmal segelte Ascho in seine halbhohe Flanke hinein und ließ Koller schlecht aussehen, als er per Flugkopfball zum 2:1 verwandelte. Nun stand der Berg Kopf und trug die Heimelf auf einer Welle der Euphorie bis zum Schlusspfiff. Es herrschte Erleichterung pur. Jeder wusste, dieser Sieg bedeutete enorm wichtige drei Punkte, die uns bis auf weiteres (über die Winterpause?) von den Abstiegsrängen fern halten würden. Die Dortmunder dagegen verließen zum dritten mal innerhalb eines Jahres resigniert die Ränge der Südkurve. Auch die Aasee-Mönche traten recht bald ihre äußerst stimmungsvolle Rückfahrt an. Gladbach gewann drei seiner letzten vier Partien. So kann’s weitergehen – gegen Dortmund, in der Rückrunde und natürlich auch im neuen Stadion. Im Gedächtnis bleiben wird aber vorerst vor allem ein weiterer rauschender Fußballabend am altehrwürdigen Bökelberg. Und eine Bestätigung, die besonders Matthias Sammer wiederholt zur Weißglut treiben dürfte: Es gibt halt doch nur eine Borussia...

 

Tim Hesse

BFC Aasee-Mönche

 

 

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